Flug ins Abseits

Undish - Letters from the Earth Es ist ja allgemein bekannt, dass auf den Innenseiten durch das überschaubare Klientel eine relative Freiheit vom "Zeitgeist" herrscht. So werden auch mal Bücher rezensiert, die vor mehr als einem Jahrhundert erschienen sind, oder CDs kommentiert, die schon seit Jahrzehnten im Regal verstauben. Im Vergleich dazu ist diese Scheibe - 2005 erschienen - noch relativ jung, und doch ist "verstauben" schon ein gutes Stichwort. Denn im Gegensatz zu den Vorgängeralben ist A Gift of Flying eine Eigenproduktion, und im Gegensatz zu ihnen hat die CD für keinerlei Aufsehen gesorgt. In meinem Regal steht die CD nun auch schon seit Erscheinen, und doch ist mir bislang einfach fast nichts dazu eingefallen.

Ohne Zweifel: Die CD ist gut produziert. Der Sound ist glasklar, die Gitarren klingen sogar richtig gut. Doch leider war es das auch schon. Die Musik dümpelt über weite Strecken dermaßen unspektakulär vor sich hin, dass man dieses Album quasi mit dem ersten Hören auch schon wieder vergessen hat. Die Abbildung, die die ersten Seiten des (vor den gewohnten Rechtschreibfehlern strotzenden) Booklets ziert, wird auf den nachfolgenden Seiten immer blasser, bis sie sich schließlich in Wohlgefallen auflöst. An sich eine nette Variation der Designideen in den Booklets vergangener Alben. Doch leider auch ein zur Relevanz der Musik passendes Sinnbild. Spielten Undish auf Acta Est Fabula und Letters from the Earth noch simplen, aber sympathischen und eingängigen Gothic Metal mit abwechslungsreichem Gesang, so verlaufen sich die meisten der namenlosen Stücke auf A Gift of Flying in der stilistischen Belanglosigkeit. Verträumte Gitarren treffen auf eingeschlafene Synths und Effekte, und heraus kommt eine Musik, die zwar irgendwie atmosphärisch, dafür aber wenig inspiriert klingt.

Einen Sinn aus den Texten herauszulesen, ist im Vergleich zu früher auch schwieriger geworden. Allein die Tatsache, dass über die Hälfte der Texte polnisch sind, scheint darauf hinzudeuten, dass Undish sich nach sechsjähriger Pause eher den Rückzug als das Comeback auf die Fahnen geschrieben haben. Soweit ich es überblicken kann, geht es im Hin und Her aus männlichem Sprechgesang (polnisch) und weiblichem Gesang (englisch) um innere Selbstgespräche.

Das eine Stück, das es auch umsonst zum Runterladen auf der Homepage der Band gibt ("Track 09"), gehört zu den absoluten Höhepunkten der CD. Und das wohl vor allem deshalb, weil es am wenigsten nach dieser CD und am meisten nach den älteren Werken der Band klingt. Insgesamt ist A Gift of Flying eine CD, von der man nach der langen Wartezeit mehr erwartet hätte. Musikalisch ansprechende Stellen - oder solche, die irgendwie im Gedächtnis haften bleiben - sucht man lange. Schade.

Patrick Maiwald, 10. 12. 2007

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=> Undish - Acta Est Fabula (Rezension)
=> Undish - Letters from the Earth (Rezension)