Kurz vor seinem Tod im Frühjahr 1998 tat sich Rozz Williams noch ein letztes Mal mit Eva O zusammen, um From the Heart aufzunehmen. Die Tatsache, dass Eva O inzwischen Christin geworden war, hatte dabei einen großen Einfluss auf die inhaltliche Ausrichtung der letzten Shadow-Project-Scheibe.
Dabei lassen sich die zwölf Stücke auf From the Heart in drei Kategorien unterteilen: Zum einen sind da ein paar ältere Stücke von Shadow Project, die hier neu eingespielt werden; zu ihnen gehören "Holy Hell", "Static Jesus" und "Lying Deep". Hier ist auffallend, dass nicht nur in musikalischer, sondern auch in inhaltlicher Hinsicht Neuinterpretationen stattfinden, so wird etwa an das Ende von "Holy Hell" ein von Eva vorgelesener Bibeltext angehängt, was eine christliche Interpretation des sonst stellenweise fragwürdigen Textes natürlich erleichtert. Als zweite Kategorie wären da die neuen Stücke von Eva zu nennen - wie etwa "Alpha and Omega" oder auch "By God", in denen sie weitläufig in einfachen Worten ihre Entscheidung für Christus besingt. Eine Art Gegenpol hierzu bilden schließlich die neuen Stücke aus der Feder von Rozz, in denen dieser die Hauptgesangsstimme übernimmt und in sehr bildhafter Sprache über komplexe menschliche Beziehungen zu singen scheint. Im wunderschönen, vielseitig interpretierbaren Stück "Forever Came Today" etwa heißt es: "I move to touch your face - and the stars fell down / I sought to seek your place - and the stars fell down / I move towards your embrace - and those walls came down / I sought to glimpse your fate - and those walls came down...". Im symbolisch aufgeladenen "Hall of Mirrors" singt er: "Here comes the son and I hope that you can see / the light does not pour out of me", während Eva im Hintergrund fordert: "Reflect what you see... / reject what you have been..." - eindeutig geistlich gehaltvoller Stoff. Über die Einstellung des "späten" Rozz zum Glauben seiner (mittlerweile) Ex-Frau Eva ist nicht viel bekannt, und das Spekulieren will ich an dieser Stelle auch lassen. Das Stück "By God", in dem Eva der Freude über ihre Errettung Ausdruck verschafft, bekräftigt er jedenfalls interessanterweise mit lautstarker Hintergrundstimme.
Die dominanten Instrumente auf dieser CD sind Akustikgitarre und Keyboard - Rhythmusinstrumente werden eher spärlich eingesetzt, und auch nur an einer Stelle kommt eine E-Gitarre vor - From the Heart ist also eine äußerst ruhig gehaltene Scheibe (also wahrscheinlich das ruhigste und ausgeglichenste aller Projekte von Eva O, die ja sonst mit ihrer E-Gitarre verwachsen zu sein scheint). Stellenweise wird eine wunderschöne düster-atmosphärische Akustik-Ballade sozusagen an die andere gehängt. Interessant am Rande ist, dass Nathan Van Hala von Saviour Machine in den meisten Stücken an den Keyboards und einmal sogar am Piano (genial!) zu hören ist. Aber auch die restlichen Musiker, namentlich Michael Ciravolo (stellenweise an Bass, E-Gitarre und zwölfsaitiger Gitarre zu hören) und Brian Virtue (Keyboards) tragen durch ihr Talent, vor allem aber auch durch ihre Zurückhaltung zur Atmosphäre der Scheibe bei.
Mein Fazit: Dieses eine knappe Stunde dauernde Album ist nicht nur ein Pflichtkauf für Fans von Eva O, sondern besonders auch allen, die nach ruhiger dunkler Musik mit Tiefgang suchen, besonders zu empfehlen.
Patrick Maiwald, 30. 11. 2004
Eure Meinungen zu diesem Artikel:
hier klicken
=> Eva O (Homepage)
=> Eva O / Halo Experience - Demons Fall for an Angel's Kiss (Rezension)
=> Eva O - Damnation: Ride the Madness (Rezension)
=> Eva O / Mz O and Her Guns - Damnation / Salvation (Rezension)