Jesus zerbricht ein GewehrZugegeben: Nicht gerade ein klassisches Osterbild.

Nicht einmal ein Bild, das direkt mit Ostern zu tun hat möchte man auf den ersten Blick meinen.

Und auch kein Bild, das einer langen Interpretation bedürfte - denn die Botschaft ist klar: Christus zerbricht ein Gewehr und damit ein Symbol der Gewalt, ein Symbol des Krieges, ein Symbol des Todes. Das ist deutlich und diese Deutlichkeit ist vom Maler auch beabsichtigt.

Unzweideutig wird Jesus damit auf eine Seite gestellt: Auf die Seite derjenigen, die gegen Gewalt, Krieg und Tod aufstehen, auf die Seite derjenigen, die klar und deutlich Stellung beziehen, und die die Symbole der Gewalt zerstören um deutlich zu machen, daß Gewalt keine Lösung irgendwelcher Konflikte ist - zumindest keine Lösung, die sich auf Jesus Christus berufen dürfte.

Soweit ist alles klar und alles deutlich verständlich.

Auch wenn man fragen kann, ob es nicht Situationen geben kann, in denen auch Christen abwägen müssen, ob und wie Gewaltanwendung nötig und berechtigt ist: Die Grundlinie ist klar. Und sie entspricht dem, was wir aus den Evangelien von Jesus wissen: Gewalt, Krieg, bewaffneter Widerstand sind seine Sache nicht. Wohl aber Feindesliebe und die Mahnung, daß wer zum Schwert greift durch das Schwert sterben wird.

Aber warum dann dieses Bild zu Ostern ?

Die Antwort auf diese Frage steht und fällt mit dem, was man unter Ostern versteht. Oft - für meinen Geschmack entschieden zu oft - wird die Botschaft von Ostern glatt gebügelt und weich gespült und dann nur noch auf das jeweilige Individuum und seine individuelle Hoffnung gegen den Tod hin gepredigt.

Sicher: Das ist nicht falsch.

Aber doch nur eine verkürzte Sicht dessen, worum es an Ostern geht.

Denn die Auferstehung Christi gibt viel mehr als nur die platte Anwort auf die platte pietistische Frage: "Und wo willst Du Deine Ewigkeit verbringen ?"

In der Auferstehung geht es um mehr, um viel mehr als "nur" die individualisierte Hoffnung auf individuelles Leben nach dem Tod.

DiesemHeilsegoismus wird an Ostern deshalb der Boden unter den Füßen weggezogen, weil Ostern ein kosmisches Ereignis ist, das die gesamte Schöpfung umgreift.

Nicht umsonst sprechen die Briefe des Neuen Testaments an wesentlichen Stellen vom "Pantokrator" (= Allherrscher) Christus, nicht umsonst entfachte die Osterbotschaft eine Dynamik, die zu einer Mission bis an die Enden der Erde führte.

An Ostern wird der Tod besiegt und das in kosmischer Weite.
Weniger zu denken, weniger zu glauben, weniger zu wagen wäre eine Entwertung dessen, worum es geht.

Und weil Ostern die Entmachtung des Todes ist, deshalb ist Ostern auch ein Aufstand gegen alle Todesmächte, die uns in Zeit und Ewigkeit zusetzen möchten.

Diese Mächte mögen verschiedene Namen haben, verschiedene Masken tragen - einer dieser Namen freilich heißt Gewalt, heißt Krieg, heißt Waffen und heißt eben auch Gewehr.

Deshalb drückt Pankoks Bild einen deutlichen Angriff gegen den Tod aus, der für mich zu Ostern unbedingt dazugehört.

Radikale christliche Pazifisten wie Daniel und Phillip Berrigan haben dieses vor Jahren verstanden und umgesetzt, indem sie symbolisch Waffen, sogar Marschflugkörper, zerstört haben - eine Tat, für die sie längere Haftstrafen in Kauf nahmen.

Doch auch wer nicht derart radikal sein will, oder sein kann, ist dazu aufgerufen, gegen den Tod aufzustehen, nimmt er Ostern ernst.

Denn Ostern ist ein Ereignis, daß immer nur von seinen Konsequenzen her wahrgenommen werden kann.
Und deshalb steht und fällt unsere Glaubwürdigkeit mit den Konsequenzen, die wir aus der Auferstehung Christi ziehen.

Vielleicht wäre schon viel damit gewonnen, wenn einmal denen, die sich in ihrer Politik auf Christus berufen, deutlich gesagt wird, daß der Irakkrieg nicht mehr und nichts besseres war, als ein Angriffskrieg gegen einen offensichtlich weitgehend wehrlosen Gegner. Daß dies nicht im Sinne Christi ist, glaube ich fest und innig. Und deshalb werden bestimmte Politiker niemals meine Stimme bekommen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft (aber gerade deshalb aller militärischen Vernunft zuwiderläuft) der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus unserem Herrn.

Heiko Ehrhardt