Gegen Ende des Jahres werden wir von einem Rückblick der besonderen Sorte überrascht: Nicht etwa Rowe Productions, sondern das relativ neue australische Label Soundmass präsentiert auf seinem ersten CD-Sampler Oz Mosh nicht nur die Höhepunkte der australischen harten Musik aus dem Jahre 2005, sondern auch eine knappe Rückschau in die Vergangenheit des christlich inspirierten Metals aus "Down Under".
Der Hauptteil der CD wartet, wie gesagt, vorwiegend mit Bands auf, die ganz grob irgendwann in den letzten 12 Monaten ein Album herausgebracht haben, und das nicht unbedingt bei Soundmass selber. Den Anfang machen Coma mit "Never": Post-Industrial-Metal à la KMFDM (hier allerdings mit vielleicht etwas deplaziert wirkenden mehrstimmigen Gesangspassagen); weiter geht es mit Soilgrain, die P.O.D.-inspirierten, aber wiederum nicht ganz so guten Nu Metal machen... Paradise Burning überzeugen da mit ihrem Mix aus Hard- und Emocore schon viel eher.
Hinter "Now's Your Time" von Slain of Myself verbirgt sich ein mittelmäßiges metalcorelastiges Stück mit stellenweisem Frauengesang, das allerdings ziemlich dahinplätschert, so dass ich nicht viel dazu schreiben kann; "Hypocrite" von three times fire, ein weiteres relativ belangloses Metalstück, fängt mit seltsamen Dur-Akkorden an (hört, hört!) und enthält für meinen Geschmack ein paar unschöne Brüllstimmen zu viel...
Ein heftiger Qualitätswechsel findet statt, als Virgin Black mit Track 6, "...and the Kiss of God's Mouth, Part 2", die Bühne betreten: Ein weiterer Beweis dafür, dass diese Band in jeglicher Hinsicht etwas ganz Besonderes ist. Dies ist jedenfalls das erste Stück auf dieser CD, das nicht nur guten Gesang enthält, sondern auch ein vernünftiges Ende aufweist. Soundtechnisch ähnlich hochwertig geht es mit Mortifications "Too Much Pain" weiter: Nachdem die letzten paar Alben immer weiter in die Trivialität abzudriften drohten, fühle ich mich zum ersten Mal wirklich wieder an gute alte Post Momentary Affliction-Zeiten zurückerinnert - sogar die Stimme ist wieder "härter"... bin wirklich positiv überrascht, nachdem ich die Hoffnung schon aufgegeben hatte! Mit "My Failing Heart" von Paramaecium wird die Klangqualität zwar wieder schlechter, doch spielt die Kult-Doom-Band auf dem neusten Album Echoes from the Ground ganz ansehnlichen modernen Doom Metal à la My Dying Bride und gehört von daher wiederum zu den besseren Bands auf diesem Sampler...
Ihrem Artwork nach zu urteilen sehen sich Fearscape als potenzielle Erben von Opeth, das hier vorliegende Stück "War Prayer" wirkt allerdings - bis auf die ein paar Minuten andauernde "ruhige" Stelle in der Mitte - wenig interessant. Sheep schließen den "aktuellen" Teil der CD mit einem relativ durchschnittlichen Thrash-Metal-Stück ab.
Besonders interessant sind die letzten vier Stücke auf dem Sampler, die mit dem Spruch "What went before..." überschrieben sind:
Da wäre zunächst mal das (längst nicht mehr bestehende) Projekt Kohllapse mit der 7-minütigen düster-atmosphärischen Metal-/Rock-Selbstzweifelhymne "Contort" von ihrem 1999er Album Distant Mind Alternative. Dann die Mortification-Vorgängerband Lightforce mit dem 80er-Metal-Klassiker "Mystical Thieves", im Anschluss daran noch einmal Mortification mit "Terminate Damnation" (von Scrolls of the Megilloth, einem der wohl besten Death-/Thrash-Metal-Alben überhaupt), und schließlich noch die Kultband des christlichen (oder besser gesagt anti-antichristlichen) extremen Metals schlechthin: Horde mit "Invert the Inverted Cross" vom berüchtigten einzigen Album der Band, Hellig Usvart - ein krönender Abschluss dieser kurzen Geschichtstunde zum australischen christlichen Metal...
Als Bonus findet man auf der CD noch der auf dem PC abzuspielende Videoclip zu "Our Wings Are Burning" von Virgin Black auf der CD.
Fazit: Oz Mosh ist ein gut gewählter Titel für diesen Sampler in der extrem dünnen Plastikhülle (wobei "Oz" natürlich nicht das Zauberland aus dem Kindermärchen, sondern Australien bezeichnet), denn er besteht zu einem Großteil aus "moschbarer" Musik. Die Zahl der für die Zielsetzung der Innenseiten relevanten Bands hält sich in Grenzen, und leider ebenso die (aus meiner Sicht) wirklich qualitativ lohnenswerten Stücke. Trotzdem ist es gut zu wissen, dass die australische Metal- und Hardcoreszene scheinbar doch noch so lebendig ist wie früher...
Patrick Maiwald, 13. 12. 2005
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