Australisches EBM-/Elektro-Juwel mit Hoffnungsschimmer

Resurrection Eve - Rapture Die zweite Scheibe der christlich orientierten Elektro-/EBM-Formation Resurrection Eve aus dem Jahr 2002 gehört zu den besten, die ich aus diesem Genre bisher gehört habe.

Schon mit dem ersten Track wussten die Australier - einem Sampler sei Dank - mich zu überzeugen, diesen Silberling zu erwerben: "If I Could", das wohl eingängigste Stück auf Rapture, ist ein interessanter, extrem clubtauglicher EBM-Song, der trotzdem etwas ganz Eigenes an sich hat. Stilistisch ähnliche (d. h. tanzbare) Stücke und solche, die man eher dem Elektro-Pop zuordnen würde, halten sich auf Rapture in etwa die Waage, und gelegentlich gesellt sich eine Gitarre zu den ansonsten rein elektronischen Klängen hinzu und ergänzt diese sinnvoll - das Gesamtbild, das sich hieraus ergibt, macht diese Band beispielsweise mit Dead Turns Alive (allerdings weniger verzerrt) oder auch The Last Dance (allerdings elektronischer) vergleichbar. (Speziell an TLD erinnert mich das schöne Mid-Tempo-Stück "Terrified"...) Namen wie Assemblage 23 kommen mir ebenfalls in den Sinn...

Der Gesang des Frontmanns Jordan Robbins wirkt in allen Tonlagen sicher und kraftvoll, so dass er sich nicht auf Verzerrungen und dergleichen verlassen muss, um Hörbares abliefern zu können. Aus der großen Masse der vielen Formationen in diesen Genres stechen Resurrection Eve gesanglich jedenfalls stark hervor. Dass die vielseitigen elektronischen Arrangements allerdings auch ohne Gesang auskommen würden, beweist das Instrumentalstück "Velocity 001". "Liberty" erinnert stark an 80er-New-Wave à la Depeche Mode; ansonsten fällt es mir nicht leicht, einzelne Stücke herauszupicken, da die Website der Band im Grunde genommen Recht hat, wenn sie schreibt, dass alle zehn hier vertretenen Stücke eine Singleauskopplung wert wären. Die Abwesenheit von "Füll-Stücken" niedrigerer Qualität macht Rapture jedenfalls zu einem sehr gut hörbaren Album.

Auch textlich scheint eine gewisse Einheit angestrebt worden zu sein. Im Booklet wird von einer Art "Musical" gesprochen, in dem die Themen "das Leben, Liebe, Tod und Verzweiflung, und vor allem auch Hoffnung" sind. Tatsächlich sprechen viele der Texte eine klare Sprache, und die Perspektive des Sprechers wechselt oft. In "If I Could" geht es um Glauben und Zweifel, "Zen?" spricht von Gottesferne, "Saviour" handelt einfach nur von Gottes Liebe, und in "Run" wird diese Liebe mit ergreifenden Worten beantwortet. Das Album endet im vierminütigen rezitativen "Epilogue" schließlich mit dem göttlichen Versprechen: "Mit der wenigen Hoffnung, die dir noch bleibt / werde ich dich führen / durch dieses Dunkel / zum Licht...".

Bleibt nur noch, dieses Album jedem Hörer der melodisch-elektronischen Ausprägungen "schwarzer" Musik uneingeschränkt zu empfehlen. Auf der unten angegebenen Homepage lassen sich Reinhör-MP3s (leider nur in nicht repräsentativer Qualität) herunterladen. Da man die CD hierzulande leider nur sehr schlecht "regulär" bekommt, habe ich sie zu einem sehr günstigen Preis bei eBay ersteigert (der niedrige Bekanntheitsgrad des Projekts trug sicherlich dazu bei). Manchmal muss man eben Glück haben...

Patrick Maiwald, 31. 08. 2004


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