Das Pferd von hinten aufgezäumt

Neon Horse - (s/t) "Ich singe übrigens mit verstellter Stimme, damit man mich, wenn ich auf der Straße spazierengehe, nicht immer verwechselt..."

Dieses etwas konfuse Helge-Schneider-Zitat könnte als Motto über dem Debüt von Neon Horse stehen. Doch zurück zum Thema.

Als Tooth & Nail Records diese CD 2007 auf den Markt schmiss, rankten sich Gerüchte darum. Die Bandmitglieder wollten namenlos bleiben. Lange blieben sie es jedoch nicht. Wie man heute weiß, bestehen Neon Horse aus Mitgliedern der Bands Stavesacre (Sänger Mark Salomon, hier alias Norman Horse), Starflyer 59 und Joy Electric, die sich zusammengetan haben, um das Pferd mal von hinten aufzuzäumen und ohne Rücksicht auf die Konsequenzen einfach mal kranken Rock'n Roll zu spielen. Eine All-Star-Band also? - Nicht unbedingt. Wie gesagt, die Namen sind hier nicht wichtig. Es geht um die Musik. So soll es doch auch sein, oder? (Stavesacre haben übrigens auch als Band-aus-verschiedenen-Bands angefangen...)

Ich muss zugeben, dass der unberechenbare Gesang mich anfangs etwas verunsichert hat (warum sollte ein so genialer Sänger wie Salomon seine Stimme verstellen?). Aber die Musik hat absolutes Suchtpotenzial. Man bringt es fertig, dieses Album dreimal oder öfter hintereinander zu hören, ohne dass es langweilig wird...

Als ihre Haupteinflüsse werden AC/DC, Bauhaus und die Danny-Elfman-Combo Oingo Boingo genannt. Neon Horse berufen sich musikalisch in der Tat auf den Rock von "damals" (1975-1985), interpretieren ihn neu, definieren ihn neu. Und das ist erst der Anfang. Die oftmals Post-Punk-angehauchten Gitarrenriffs und Starflyer-typischen Harmonien gehen mit echten Synths eine Symbiose ein und bilden den idealen Hintergrund zu Salomons eigenwilligen, oft ans Psychopathische grenzenden Gesangsdarbietungen. Denn Neon Horse spielen laut eigenen Angaben eine wohltemperierte Mischung aus Rock und "Sass" (zu deutsch etwa: Schelmhaftigkeit, nur halt als cooles Wort). Und sie lassen einen nicht mehr los. Es fällt schwer, einzelne Lieder herauszugreifen, denn jedes einzelne hat dieses Suchtpotenzial. Kein Wunder, denn wie gesagt: Neon Horse sind keine Rockabilly-Garagenband von nebenan, sondern erfahrene Leute (...aus der christlichen Szene. Von christlichen Texten ist hier allerdings keine Spur. Für die, die es noch nicht mitbekommen haben: Es geht hier 100%ig um den Rock'n Roll!). Eine geniale Scheibe. Nach diesen (leider nur) 30 Minuten wünscht man sich mehr...

Ich kann nur jedem empfehlen, bei Myspace (oder auf Youtube! Da gibt es dann auch was nicht weniger Schräges für's Auge) mal reinzuhören (Tipp: Die Lieder mehrmals hören. Dan erst entfalten sie ihre süchtigmachende Wirkung... vertraut mir.)...

Patrick Maiwald, 24. 03. 2009


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