Ein Fetzen hoffnungsvoller Schwärze

Moonlight Cathedral "Life has its ups and downs, and sometimes it seems that we are overcome in despair. Even in one's darkest hour, there is still illumination, and hope..." - Auf diesen Text fällt der Blick, öffnet man die CD-Hülle des optisch liebevoll aufbereiteten Samplers, der Musik 14 christlich inspirierter Künstler und Bands aus dem schwarzen Bereich auf sich vereint. Der CD-Name wird im Inneren wieder aufgegriffen durch ein schönes Bild eines Kathedralen-Innenraums und der CD in Mondform.

Die Welt der schwarzen Musik ist bekanntlich vielseitig und (schwarz-)bunt, was sich auch auf der hier präsentierten Mischung wieder einmal bestätigt.

Zum einen wären da die elektronisch unterlegten Tracks von Creta (mit schöner schwebender Frauenstimme), Wyrmwood the Legacy, The Last Dance (schön dramatisch!) und Paradoxx zu nennen. Zum anderen findet man aber auch Stücke in Standard-Rockbesetzung von Dead Artist Syndrome, Grøde - die stellenweise sogar nach Staind klingen -, Veer Chasm (der Gesang bewegt sich zwischen Flüstern und beinahe Modern Rock) und Bridgeshadows - wobei hier passend zum dargebotenen Songtitel "Computer Dreams" vereinzelt dementsprechende Sounds aufflackern. Darüber hinaus wird mit Tara Vanflowers "This Womb Like Liquid Honey" aber auch Experimentelles präsentiert (Extravaganz von Musik und Gesang erinnern mich an Björk, wenngleich die Stimme klassischer daherkommt). Gothic Rock in Reinform darf natürlich auch nicht fehlen (siehe dazu unten).

Beim Aufklappen der CD hätte ich beim Anblick des Kathedralenraums eher Musik wie "Miserere mei" von Gregorio Allegri assoziiert, wer aber dramatisch sakrale Chöre erwartet, wird diese hier nicht zu hören bekommen. Die Musik streift meinem Empfinden nach öfters den Rock- bzw. Dancebereich und hat mit "schwarz" (zumindest nach meinen subjektiven Vorstellungen) manchmal leider nicht mehr recht viel zu tun.

Natürlich sind auch bekannte Bands vertreten, wie Saviour Machine, die mit ihrem "The End of the Age" einen Ausklang bilden, wie er für einen solchen Sampler wohl besser nicht passen könnte und The Awakening mit "Martyr" - gewohnt leidenschaftlich und stimmgewaltig.

Meine Lieblinge auf dieser Zusammenstellung sind, neben den bekannten, vor allem die industriallastigen und als Opener dienenden Fearful Symmetry mit Sänger Jimmy P. Brown II (Ex-Deliverance), der auch schon den Backgroundchor auf Saviour Machine I verstärkte und stimmlich mitunter durchaus an Eric Clayton erinnert, Visionaire - das Ein-Mann-Projekt von James Allin, der laut Booklet Texter, Produzent und Sänger/Multiinstrumentalist in einem ist - und die polnischen Undish, die meiner Meinung nach so klingen, als hätte (-man verzeihe mir den Vergleich-) Dido zu viel und gerne die früheren Saviour Machine gehört.

Leider sind keine Texte im gerade mal zwei Blatt starken Booklet abgedruckt, aber das, was ich glaube, verstanden zu haben, zieht sich gemäß des Eingangstextes wie ein roter Faden durch die CD - der Hinweis auf das "Licht im Dunkeln", das Wissen um einen rettenden Gott.

Alles in Allem ist dieser (bei der Stephans-Buchhandlung erwerbbare) Sampler sicher eine gute Möglichkeit, sich mit der Vielfalt schwarzchristlicher Musik vertraut zu machen, wenn dieser auch nur einen kleinen Ausschnitt geben kann. Liebhaber klassisch anmutender Schwarzromantik (wie z.B. Virgin Black) dürften, fürchte ich, bei dieser Zusammenstellung nicht ganz auf ihre Kosten kommen. Aber wie gesagt, schwarz ist eben noch lange nicht schwarz.

Christian Pleik, 08. 09. 2004


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