Schönheit trifft Krach

Lampshade - Because Trees Can Fly Ab und zu gibt es CDs, die in kein Schema passen, obwohl sie eine Unzahl von Schemata abdecken und das mit einer Leichtigkeit, die bei einem Debut einfach nur verblüfft.

Eine solche CD haben Sängerin RebekkaMaria und ihre Band abgelegt. Eine CD, die zumindest in Teilen die Hoffnung wiedergibt, dass es ab und zu eben doch noch eine neue Band mit neuen Ideen gibt. Bleibt zu hoffen, dass dies dann auch entsprechende Käufer findet...

Aber fangen wir vorne an. Das erste, was auffällt, ist die schon fast brachiale Gewalt, mit der die Band Gitarrenwälle aufeinander schichtet. Diese Wände sind so dicht und stabil, dass fast verloren geht, dass auf und hinter diesen Wällen jede Menge filigrane Schönheit zu entdecken ist. Im ersten Moment freilich hört man einen Krach, der jeder Metalband zur Ehre gereichen würde.

Hört man dann sorgfältiger hin, dann entdeckt man, dass dieser wall of sound kein Selbstzweck ist, sondern als Fundament für eine Menge musikalischer Kabinettstückchen dient. Durchaus atypische Instrumente wie Trompete, Glockenspiel und sogar Melodica liefern Klangfarben, die wie bunte Farbtupfer auf dem massiven Fundament der Gitarren ruhen. Und über allem erhebt sich dann die Stimme von RebekkaMaria, die ab und an sogar mit Trompete oder zweiter (Männer-)Stimme in ein Duett tritt und dabei das Kunststück vollbringt, einerseits den ätherischen Charme von Björk zu versprühen, andererseits aber geerdet und diesseitig zu klingen und so nicht in björksche Kosmen abzudriften.

Dies alles ergibt eine Mischung, die über 2/3 der CD zu fesseln vermag und immer wieder für Überraschungen gut ist. Erst gegen Ende wünscht man sich, dass die durchweg im Midtempo einhergehenden Songs einmal eine Tempoverschärfung oder auch -verschleppung erfahren mögen. Doch dies ist in Anbetracht von mehr als 60 Minuten Spielzeit nur eine kleine Kritik an einem ansonsten großen Album.

Noch ein Wort zu den Texten: Die Texte bewegen sich durchweg auf einem hohen Niveau (besonders interessant die Umsetzung von Mt. 6,21 im Schlussstück) und trotzdem sind sie - in Anbetracht der Musik - so, dass ich auch ohne sie auskommen könnte. Ich denke, dass auch dies gute Musik ausmacht.

Heiko Ehrhardt, 14. 08. 2005


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