Punks Undead

The Deadlines - The Death & Life of...

Tooth & Nail Records verbindet man nicht gerade mit düsterer Musik. Das US-"Indie-Label" steht eher für den christlichen Alternative-Rock-Bereich.

Dass die vorliegende CD trotzdem auf diesem Label erschienen ist, hat wohl damit zu tun, dass man den Stil der Deadlines als Punk Rock bezeichnen könnte. Aber das ist eben auch nur die halbe Wahrheit, da die Stilbeschreibungen Horror Rock oder Schwarzpunk wohl schon eher zutreffen. Verantwortlich dafür ist - musikalisch gesehen - zum einen die Gesangsstimme, die oft mit einem hysterisch-leidenden Unterton daherkommt, und zum anderen die von Bandmitglied "The Creature" gekonnt eingesetzt wimmernde Gruftorgel, die lediglich bei einem Track pausiert.

Die restliche Bandbesetzung liest sich wie für eine Gitarrenrockband typisch: Shaun Coffin (der eigentlich Sundholm mit Nachnamen heißt, sich aber gerade mal eben in "Sarg" umbenannte) an Gesang und Gitarre, Sammy Lugosi (Gitarre), Thomas Demise (Bass) und Jerry Attrick (Schlagzeug).

Fast könnte man von einem Bandkonzept sprechen, da neben dem Einsatz der Orgel und der Umbenennung in "passendere" Namen noch weitere Punkte zu nennen sind, durch die die Band bewusst versucht, ihre Düstertauglichkeit auszubauen:
Alle 13 Tracktitel sind (angeblich) denen älterer Gruselfilme entlehnt und haben so klangvolle Namen wie "Vampires in Love", "Murder Creek Road", "Horrible Night" oder "Last Nail in Your Coffin". Passend dazu wurden alle Bandfotos im Booklet auf einem grau-nebligen Friedhof aufgenommen, wobei natürlich überflüssig zu erwähnen ist, dass die gesamte Band in ihren Anzügen wie fast gestorben oder zumindest irgendwie "psycho" aussieht. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, basiert - wenn ich mich nicht irre - der Song "Dead Indeed" auf der Titelmelodie von The Munsters. Den Abschluss der CD bildet "The Dark Night of the Soul", eine Orgelspielerei, die sich an Beethovens Mondscheinsonate anlehnt und mit Gruselgeschrei und tiefen Düsterstimmen aufwartet, so dass man sich direkt in ein von Nebelschwaden verhangenes sumpfiges Moor versetzt fühlt.

Da Tooth & Nail dies alles dann wohl doch etwas zu "eigen" war, wurde der CD noch eine kleine Einlegkarte beigefügt, auf der beschrieben wird, wie die Inhalte der einzelnen Songs zu verstehen sind. Meist entpuppt sich so aus den vampirhaft-düsteren Texten noch eine christliche "Moral von der Geschichte", oft sogar noch mit passender Bibelstelle belegt. Die Songtexte sind zudem auch im Booklet abgedruckt, so dass der Hörer selbst überprüfen kann, ob er beides miteinander zusammenbringen kann.

The Deadlines geben sich auf dieser CD düster - jedoch hat es etwas augenzwinkernd düsteres, was der Überspitzung einer Masche nahe kommt. Es ist bekannt, dass The Deadlines nach diesem Album ihren Stil in Richtung Glam Rock geändert (Album: Fashion over Function), und ihr Zombie-Image komplett abgelegt haben. Wie ich dazu in einem US-Musik-Forum (www.christianpunks.com) las, scheinen sie dies allerdings nicht so schnell loswerden zu können, da ihnen Fans bei Konzerten immer noch Kunstblutbeutel auf die Bühne werfen. (Die Geister, die ich rief,...)

Fazit: Wer mit Punk Rock gar nichts anfangen kann, sollte die Finger von The Death & Life of... lassen, wer sich aber eine Kombination von The Munsters und Punk Rock als durchaus lustig vorstellen kann, darf zugreifen.

Zu kaufen gibt's die CD momentan bei asaph für 7,95 €.

Anspieltipps: "Go-go to the Graveyard" | "Vampires in Love".

Christian Pleik, 12. 04. 2005


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