Mittelalter mal ohne Heidentum

Andy Lang - Ballads out of the Blue Ballads out of the Blue ist eine dieser CDs, die man eigentlich nicht erwartet, die aber gerade deswegen um so erfreulicher sind. Seit einigen Jahren rollt die Ethno- und Mittelaltermusik-Lawine über uns hinweg und hat neben vielen sehr hochwertigen Bands auch solche hervorgebracht, auf die man gut und gerne verzichten kann. Nicht jede Gaukelband, die auf Mittelaltermärkten das "Palästinalied" zum besten geben kann, sollte auch unbedingt eine CD aufnehmen. Aber genug von meinem kritischen Rundumschlag!

Die Musik von Andy Lang jedenfalls ist es durchaus wert gehört zu werden, gehört sie doch zu den besseren Veröffentlichungen in diesem Genre - wohl gerade auch weil Ballads out of the Blue nicht gut in Schubladen passen will. Diese CD als weitere Veröffentlichung im Mittelalterbereich abzutun, wäre m.E. zu einfach. Zu vielfältig sind die Einflüsse. Dominierend sind durchaus die Anleihen aus alter keltischer Musik, aber auch Elemente der Welt- und Ethnomusik lassen sich wiederfinden. Und nicht zuletzt ist es die tiefe und warme Stimme Andy Langs (streckenweise erinnert sie mich an Nick Cave) die den Liedern ihren Stempel aufdrückt. So ist wohl gerade auch sie dafür verantwortlich, dass viele der 16 Lieder eine melancholische Grundstimmung haben, eine Art nachdenklichen Charakter.

Gerade Freunde alter und ausgefallener Instrumente werden an dieser Musik ihre Freude haben. Keltische Harfe, Flöten, Geigen, Low Whistle, Didgeridoo und Percussion sind nur einige der Instrumente, die auf dieser CD vertreten sind. Daneben findet man aber auch hin und wieder die eher klassische Instrumentierung mit Schlagzeug, Bass und Gitarre. Unter den verschiedensten Gastmusikern ist Stine Kutter, die in zwei Liedern den weiblichen Gesang übernimmt.

Textlich gesehen gibt es deutliche Unterschiede zu großen Teilen der Mittelalter- bzw. Neofolk-Szene. Andy Lang ist weit davon entfernt, heidnische Versatzstücke jeglicher Art in seine Texte einzuflechten, vielmehr behandeln die meisten Lieder des Theologen (er ist Pfarrer des Verbandes für christliche Popularmusik in Bayern) christlich-religiöse Themen. Neben den selbstgeschriebenen Lyrics findet man auch eine Reihe Texte, die direkt biblischen Ursprungs sind oder auf irischen Segenssprüchen beruhen.

Fazit: Aus meiner Sicht ein durchaus gelungenes Album, das ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Besonders Fans von Estampie (Crusaders-Ära) liegen hier richtig.

Daniel Keck, 09. 12. 2002


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