So...
Jetzt ist es geschehen.

In einer nachgerade fragwürdigen Aktion hat die Regierungskoalition, die sonst bis zum Preis der Selbstdemütigung hinter Gerhard Schröder stand (wer weiß noch, wann und warum die letzte Vertrauensfrage gestellt wurde?) selbigem selbiges entzogen.

Auch dann, wenn es immer noch möglich - und im Sinne der Verfassung wohl auch geboten - wäre, dass der Bundespräsident oder das Bundesverfassungsgericht den faulen Zauber beenden und das Parlament dazu zwingen, über die Schaffung eines Selbstauflösungsparagraphen zu beschließen, oder aber Gerhard Schröder dazu zwingen, pro forma zurück zu treten: In Anbetracht der von allen Parteien und der breiten Mehrheit der BürgerInnen gewünschten Neuwahlen sind dies hypothetische Überlegungen. Die vor allem Eines nicht ändern werden: Die Tatsache, dass die rot-grüne Koalition vor die Wand gefahren ist, und bei einer wie und wann auch immer zustande kommenden Neuwahl keine echte Chance mehr haben.

Natürlich: Die USA könnten der verbliebenen "Achse des Bösen" den Krieg erklären und gleichzeitig könnten alle deutschen Flüsse über die Ufer treten.
- Unwahrscheinlich!
Oder aber Gerhard Schröder könnte eigenhändig den nächsten Tsunami stoppen.
- Unwahrscheinlich? - Auf alle Fälle wahrscheinlicher als ein Wahlsieg von Rot-grün. Den im Übrigen auch Gerhard Schröder nicht mehr wirklich zu wollen scheint, ähnelt er doch von Tag zu Tag mehr einem älteren Herrn, der im Bundeskanzleramt am Tor rüttelt und verzweifelt "Ich will hier raus!" schreit. Und der - um auf Nummer Sicher zu gehen - mit derselben Armee der Verlierer in den Wahlkampf zieht, der niemand mehr zutraut, irgendwann mal irgendwas zu gewinnen. Außer vielleicht dem Bingo-Turnier in der Seniorenresidenz. Ich sag nur "Stolpe" und "Eichel", und alle wissen, wie man "master of disaster" schreibt.
Also ist es an der Zeit, "time to say goodbye" zu summen.

Die Gründe, die zum Abschied führen werden?

Natürlich gab es schieres Pech:
- Irgendwen, der der "Roten Heide" in Schleswig Holstein unbedingt einen Dolch ungespitzt und dann noch in den Rücken rammen musste.
- Die Seifenblase namens "New Economy", die zur Unzeit platzte.
- Ein System namens "Toll Collect", das irgendwie nicht funktionierte.
- Einen Benzinpreis, der partout nicht sinken will.
- Eine Firma namens Holzmann, die kurz nach der spektakulären Rettung erneut und diesmal endgültig in den Ruin ging.
Um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Und es gab handwerkliche Fehler:
- Die eigentlich sinnvolle "Hartz IV"-Reform, die zu früh auf den Markt geworfen und zu einem bürokratischen Monster wurde.
- Ähnliches könnte man von "Toll-Collect" sagen - zu früh eingeführt. Merkwürdigerweise funktioniert es jetzt. Dass im Gegenzug der Verkehr über Landstraßen und durch Innenstädte führt, ist wiederum ein neuer Fehler.
- Der sogenannte "Atomausstieg" - ein Prestigeobjekt rot-grüner Politik sondergleichen. Leider nicht ganz zeitnah. Wenn ich an "2030" denke, dann denke ich daran, dass ich dann mit meiner Versicherung streiten werde, wer das eventuell notwendige Viagra bezahlen muss. Bestimmt denke ich nicht an einen Atomausstieg und schon gar nicht, wenn ein ziemlich tödlicher Haufen dieser Teufelsmaschinen in Frankreich, Russland oder sonst wo vor unserer Haustür steht. Kommt mir wie ein Placebo vor, wenn das nicht a: sofort und b: europaweit koordiniert wird.
- Die eingetragene "Lebenspartnerschaft"? - Eine Luftnummer, die mit Ausnahme einer kleinen Zielgruppe vor allem eine ungleich größere Gruppe von Eiferern auf die Palme brachte.
- Oder auch eine Gesundheitsreform, die am Ende einseitig bei den Versicherten hängen blieb, da die eigentlich intendierte Beitragssenkung dummerweise nicht gesetzlich vorgegeben wurde.

Vor allem aber gab und gibt es kein Rezept gegen das Hauptproblem: Die grassierende Arbeitslosigkeit und ihre Folgen. Der mögliche Königsweg, nämlich das soziale System auf jede Form von Einkommen zu stützen, und so die Einkommen aus Arbeit zu entlasten, ist bislang noch nicht beschritten worden. Und er wird wohl auch in absehbarer Zeit nicht beschritten. Egal, von wem.

Weshalb ich recht bald wieder "time to say goodbye" schreiben muss.

Heiko Ehrhardt