"Wenn ein Ball und ein Kopf zusammentreffen und es klingt hohl - ist es dann allemale der Ball ???" (frei nach G.C. Lichtenberg)

Dieser Spruch trifft wohl so nicht mehr zu - wenn er denn je zugetroffen hat. Was sich derzeit im Fußball und mehr noch um den Fußball tummelt, ist derart intelligent verschachtelt und ausgekocht, dass Lappalien wie Watergate dagegen eine banale Ansammlung von Anfängerfehlern sind.

Nein...

Ich meine nicht die Spielerverträge, die inzwischen so gehalten sind, dass in diesem Sommer vermutlich eine Reihe von Spielern arbeitslos wird. Schlicht deshalb, weil sie in ihren Verträgen mit Freigabeklauseln etc. derart hoch gepokert haben, dass in Zeiten fehlenden Geldes niemand mehr in der Lage ist, die fälligen Gehälter zu zahlen.
Seit Andy Möllers ominösen Frankfurter Freigabeklauseln und seit dem legendären Mißgriff Olaf Thons ("die wollten mir ein Drittel mehr Geld geben und ich habe eiskalt ein Viertel verlangt" - zugegebenermaßen eine Legende) ist es für Fußballprofis nahezu überlebensnotwendig, BWL studiert zu haben, oder noch zu studieren, um überhaupt noch zu verstehen, wovon die Rede ist.
Und ich meine auch nicht die wirklich empörenden Sonderverträge, die Bayern München mit Kirch abgeschlossen hat und die im Grunde viel zu lasch bestraft wurden.

Was mir wirklich die Zornesröte ins Gesicht treibt, ist der Umstand, dass derselbe saubere Herr Kirch offensichtlich auch umtriebig bemüht war, die Fußball WM 2006 nach Deutschland, und nur dahin, zu holen. Stimmt auch nur ein Bruchteil dessen, was das "Manager-Magazin" aktuell berichtet, dann hat es entweder regulären Stimmenkauf gegeben, oder aber ein Wunder von wahrhaft biblischen Dimensionen. Zwar ist es gewiß nicht fair, dies nun ausgerechnet dem FC Bayern und seiner Neigung zu Freundschaftsspielen in die Schuhe zu schieben. Wohl aber haben diverse Saubermänner, vor allem Franz Beckenbauer und Günter Netzer erheblichen Schmutzanwurf erlitten.

Daher gibt es jetzt eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder rückhaltslose Aufklärung, die zu dem Ergebnis führt, dass das "Manager- Magazin" schlicht Schrott geschrieben hat, oder aber rückhaltslose Aufklärung mit dem Ergebnis, daß die nächste Fußball WM überall stattfinden kann, nur nicht in Deutschland. Und Olympia 2012 sollte man dann auch ganz schnell vergessen (das haben Realisten ohnehin schon getan...).
Denkt man an die peinliche Olympiakandidatur Berlins, denkt man an die derzeit laufenden Dopingvorwürfe in den USA, denkt man auch daran, dass Kirch-Media offensichtlich ein einziges riesiges Sargassomeer war, indem Sekundärtugenden wie Anstand immer wieder schlicht verschwunden sind, dann kann einem Angst und Bange werden um die "schönste Nebensache der Welt".

Dass Deutsche olympische Spiele organisieren können, haben sie 1936 in Berlin und 1972 in München unter Beweis gestellt. - Den Beweis, dass sie eine WM auch kaufen können, sind sie noch schuldig.

Hoffentlich bleibt das so.

Heiko Ehrhardt