Das protestantische Pfarrhaus hat die westeuropäische, speziell deutsche, Kultur um eine Reihe von echten Größen bereichert. Man denke nur an Mörike, Nietzsche, Karl Barth oder Ingemar Bergmann - Menschen, die für die Entwicklung europäischer Kultur- und Gesitesgeschichte wesentliche Beiträge lieferten.

Nun freilich gibt es auch einen Grund, über das Zölibat auch für die evangelische Kirche nachzudenken. Und zugleich einen Grund, zu fragen, ob denn Einheit, Solidarbeitrag und Aufbau Ost wirklich nötig waren, wenn das dabei rauskommt.

Dieser Grund nun steht seit nahezu fünf Jahren an der Spitze der CDU, deutlich länger allerdings in der politschen Verantwortung in und für Deutschland.

Blicken wir einmal kurz zurück: Anfangs war sie nur "Kohls Mädchen"...
Als ostdeutsche, protestantische, naturwissenschaftlich gebildete und stasiunbelastete junge Frau war sie derart quotenkompatibel, daß es so gut wie gar nichts ausmachte, daß sie als Familienministerin zu keinem Zeitpunkt über den langen hageren Schatten ihrer Vorgängerin Rita Süßmuth springen konnte. Wieso auch ?
Familienpolitik wird im Bett und am Herd gemacht und nicht im Parlament - zumindest, wenn man manchen Verlautbarungen der CDU Gehör schenkt.

Später dann, als Nachfolgerin des unstrittig fähigen Umweltministers Klaus Töpfer, leistet sie sich den folgenschweren Fauxpas, zu einem Zeitpunkt, als sogar die Industrie kein Interesse an neuen Kernkraftwerken hatte, den Neubau derselben vehement zu forden. Irgendwie hatte sie was nicht mitbekommen von der Stimmung nahezu der gesamten Bevölkerung - ein Eindruck, der sich auch noch öfter einstellen wird.

Und daß sie als Umweltministerin mit Nachdruck die Einführung einer Ökosteuer forderte...
Nun ja: Kohl hatte es vorgemacht, wie man einen Kohlout politisch überlebt: Einfach den Aussetzer des Gedächtnisses aussitzen.

Nebenbei: Ein Umweltminister hat es in der CDU ja auch nicht leicht. Ungefähr so, wie ein Referent für multikulturelle Pädagogik es im Ku-Klux- Klan hätte.

Von daher schlug ihre große Stunde erst, als Übervater Kohl über Bimbes und schwarze Kassen ins Trudeln geriet.

Gewiß der Höhepunkt ihrer politischen Tätigkeit und ein Moment, an dem sie mir durchaus sympathisch erschien. Auf alle Fälle energischer und ehrlicher als der selbsternannte brutalstmögliche Aufklärer. Und kurzfristig schien es so, als ob die CDU tatsächlich die Chance nützen würde, im 21.Jahrhundert anzukommen.

Alles, was danach kam, war freilich ein einziger, unappetitlicher Krampf.

Die alten Seilschaften in der Männerpartei CDU ?
Sie hielten !

Der Kampf um die Kanzlerkandidatur ?
Er ging verloren !

Die inhaltliche Erneuerung der CDU ?
Getrieben von rechtsaußen stehenden, auf Länderebene erfolgreichen Populisten der Güteklasse Roland Koch, rückte die Vorsitzende immer weiter in die rechtstümelnde Beliebigkeit ab.

Heute weiß so recht keiner mehr, wofür sie eigentlich steht...

Für etwas stehen geht auch nicht mehr, wenn man sich einmal so tief gebeugt hat, wie es Frau Merkel in Amerika tat.

Dieser im wahrsten Sinne des Wortes tiefste Punkt ihrer politischen Karriere ist wirklich an Peinlichkeit kaum zu überbieten. Statt deutlich und entschlossen im Bundestag ihre - meines Erachtens vollkommen falsche - Position gegenüber dem Kanzler zu vertreten, ein schleimig-unterwürfiger Auftritt in den USA. Fast scheint es so, als ob sie gedacht oder auch nur gehofft hätte, daß Deutschland so weit weg ist, daß man in den USA mal richtig Dampf ablassen kann. Denn daß sie mit ihrer Meinung vermutlich nicht einmal an der Basis ihrer eigenen Partei eine Mehrheit hat, müßte sie eigentlich inzwischen mitbekommen haben.

Und daß lautstarke Befürwortung eines bis heute nicht zureichend begründeten Angriffskrieges nicht vom Grundgesetz, und schon gar nicht von der christlichen Ethik her gedeckt wird, läßt mich zweifeln, ob die CDU die ersten beiden Buchstaben ihres Parteinamens jemals wieder wird verwenden dürfen.

Deshalb meine Forderung: Angie, go home.
Und komm ja nicht wieder !

Heiko Ehrhardt