Nun ist sie durch, die mit Spannung erwartete Grundsatzrede von Gerhard Schröder. Viel war es nicht - ein paar gute Ideen, ein paar Absichten, ein paar Appelle, massive Drohungen und im ganzen sicher nicht der große Befreiungsschlag, den man erwarten durfte.

Und wenn man sich den Zustand dieser Republik anguckt, und sich vergegenwärtigt, welche Macht der traditionelle Flügel der SPD im Zusammenspiel mit den Gewerkschaften hat, dann bleibt vermutlich nur die resignative Erkenntnis: "Der Berg kreißte und gebar ein Mäuslein."

Eigentlich also die Stunde der Opposition !

Doch diese tut, was sie seit nunmehr fast fünf Jahren in der Opposition und vorher 15 Jahre in der Regierung getan hat: Blockieren !

Täten sie gar nichts - unserem Lande ging es besser.

Wäre vor allem die CDU (wer fragt nach der FDP ???) an konstruktiver Arbeit interessiert, dann würde sie sich nicht derart auf Verhinderung stürzen, wie sie das nunmal seit Jahren tut.

Irgendwie wird man den Eindruck nicht los, daß Herr Stoiber immer noch denkt, daß er in Florida klar Kanzler geworden wäre und dementsprechend wie ein bockendes Kind um sein Spielzeug trotzt, während Frau Merkel den Rest ihrer Energie bei Kniefällen in Amerika verbraucht hat. Und die Diadochen sitzen bislang nur in den Startlöchern - ein weiterer Faktor, der nicht gerade Dynamik verheißt.

Wie auch immer: Das Dilemma unseres Landes ist auch ein Dilemma der Opposition, und das umso mehr, als die Opposition durch eine Mehrheit im Bundesrat so ungefähr alles blockieren kann (nebenbei: Das, was in einer sich schnell wandelnden Welt grundsätzlich tödlich wirkt, sind Zeitverluste bei der Umsetzung von Reformen).

Den Wähler freilich scheint`s nicht zu kümmern.
Hauptsache die Ohrfeige sitzt - mit dieser Maxime scheinen im Moment viele zur Wahlurne zu gehen.

Gestaltung von Politik ?
Einsicht in das Notwendige ?
Eine faire Chance zur Umgestaltung ?
Nicht mit dem deutschen Michel. Der straft gnadenlos ab.

Es hat schon etwas zynisches an sich: Da wird eine Partei, die so tief im Sumpf schwarzer Kassen und Kohlschen Bimbes versunken war, daß sie eigentlich klinisch tot schien, auf einmal exhumiert und die Leiche, die eben noch stank, im Triumph durch die Stadt getragen.

Daß die CDU/FDP in 15 Jahren vor allem ihre Unfähigkeit unter Beweis gestellt hat, scheint niemanden mehr zu interessieren.

Und da Untote nicht sterben - es sei denn durch eine silberne Kugel oder einen Holzpflock, beides ist derzeit nicht zu erwarten - steht uns noch ein gigantisches Comeback im nächsten Jahr bevor: Denn wer eigentlich will "Grökaz", den größten Kanzler aller Zeiten, bei den derzeitigen Mehrheitsverhältnissen daran hindern, sein Lebenswerk als Bundespräsident zu krönen ?

Wer jetzt sagt Frau Merkel, der möge sich die Frage stellen, ob ihre Knie nicht noch einen Fall aushalten..

Heiko Ehrhardt