Preisfrage: Was war das herausragende Ereignis des vergangenen Wochenendes ?

Die beiden Landtagswahlen ?
Nicht doch. Da standen die Ergebnisse ja im Grunde schon vorher fest, und so hatten die Wahlen den Überraschungsquotienten früherer DDR-Wahlen. Zwar ist seit gestern die Bundesrepublik wohl vorübergehend unregierbar geworden - aber so richtig stören tut es offenbar keinen.

Der Absturz der Columbia ?
Der war zwar tragisch und traurig. Aber irgendwie auch weit weg, und die Begeisterung für Raumfahrt ist eh nicht mehr so besonders hoch.

Die deutschen Handballer, die über sich hinauswuchsen ?
Sympathisch zwar - aber Handball ist bleibt eine Quotensportart, die nie soviel Fans finden wird wie die echten megaseller.

Alles also nicht zu gebrauchen.

Das Ereignis der Woche fand einmal mehr bei DsdS statt: Zunächst wurde eine Kandidatin vom Publikum rausgewählt, die nach Meinung der Jury hätte bleiben müssen und dann erlitt noch Daniel Küblböck, unbestrittener Star des gesamten Gefangenenchores, auf offener Bühne einen Nervenzusammenbruch.

Die Szenerie spricht für sich: Zwar ist es in Anbetracht des deprimierend schlechten Niveaus aller bisheriger Beiträge vollkommen gleichgültig, wer rausgewählt wird (es ist ein Beitrag so mies wie der andere) - aber DK hat es wieder einmal geschafft, im Mittelpunkt zu stehen. Auch wenn er die größte mediale Nervensäge ist, seit es die Killertomaten final verketchupt hat, auch wenn ihm selbst die Teletubbies überlegen sind (die sehen besser aus, sprechen sinnvollere Sätze und vor allem singen sie nicht !) - egal: The Show must go on.

Und da kommt ein kleiner Anfall gerade recht.

Immerhin hat er geschafft, was drei Staffeln Big Brother immer nur versprochen haben:
Es ist etwas geschehen.
Irgendwas Authentisches !

Jenseits von DsdS wirft das ganze Geschehen ein helles Licht auf unser Land. Offenbar steigt die Bereitschaft, sich mit medialem Mist die Augen verkleistern zu lassen direkt proportional mit der Erkenntnis, daß es keine erkennbaren Ansätze gibt, die Krisen in unserem Land wirkungsvoll anzugehen.

Oder anders gesagt: Getanzt wird noch. Alle Lichter leuchten hell. Auch die Band spielt - und sie wird weiterspielen bis zum allerletzten Augenblick. Und irgendwo hört man die tröstenden und mahnenden Worte eines Priesters. Und dann brach die Titanic in der Mitte auseinander...

Wie wärs, wenn wir den Bohlens, Daniels,RTLs und Bertelsmännern dieser Welt einfach mal den Stinkefinger zeigen, unsere Augen und Ohren nicht mehr mit Dreck verkleistern lassen (wo eigentlich sind unsere grünen Freunde, die sonst immer gegen Umweltverschmutzung protestieren in Anbetracht dieses visuellen und akustischen Unrats ?), zum CD-Player hechten, die Sex Pistols reinschieben und laut und deutlich mitgröhlen: "There is no Future... No Future for you !" Und dabei dann an die Richtigen denken.

Heiko Ehrhardt