Keine Sorge - dies ist nicht Latein für Anfänger.

Trotzdem eines der Zitate, die Anfänger recht bald lernen. Allerdings Anfänger, die Philosophie, genau gesagt philosophische Ethik, studieren.

Das Zitat stammt von dem englischen Philosophen Thomas Hobbes aus seiner Schrift "Leviathan" und es bedeutet auf deutsch soviel wie: "Wie Wölfe sind die Menschen". Auch wenn es den Wölfen gegenüber sicher nicht fair ist (Hobbes kannte noch keine moderne Verhaltenslehre, die ja gerade bei Wölfen Erstaunliches an den Tag gebracht hat), so soll doch ausgedrückt werden, daß der Mensch von sich aus immer in so einer Art "Wild-West-Zustand" lebt: Recht hat, wer am Ende noch eine Kugel im Revolver hat, denn er wird diese unweigerlich zur Durchsetzung seiner Interessen nutzen. Und weil dies so ist, weil der Mensch im "Rohzustand" vor allem an der Durchsetzung seiner Interessen interessiert ist und sich diese - notfalls mit dem Faustrecht - auch nehmen wird, weil dies also so ist, ist es nötig, daß es einen starken Staat, ein verbindliches Rechtssystem, eine übergeordnete Instanz oder was auch immer gibt, die dem Menschen die "licence to kill" schlicht aus der Hand schlägt.

Ethik, Recht, Gesetz wird hier also nicht auf Einsicht und auf den Konsens aller Beteiligten gegründet, sondern vor allem darauf, daß es eine übergeordnete starke Ordnungsmacht gibt - den "Leviathan" eben - der Recht und Gesetz notfalls unter Androhung und Ausübung von Gewalt durchsetzt.

Springen wir kurz ins 21.Jahrhundert und in einen Staat, der es sich leisten kann, einen Präsidenten am Ruder zu haben, der nicht auf demokraitschem Weg gewählt ist, der es auf allen möglichen und unmöglichen Wegen verstanden hat, sich über Seilschaften abzusichern, der internationale Abkommen regelmäßig ignoriert, notorisch säumig bei der Zahlung seiner UNO-Abgaben ist und der eine für die neuere Justizgeschichte durchaus fragwürdig hohe Zahl von Hinrichtungen zu verantwortren hat (darunter viele, deren Unrecht sich nachher heraustellte - dies ist nichts anderes als staatlich verbrämter Mord).

Wer eigentlich besitzt die Stärke, dieses Land und seinen Präsidenten zu kontrollieren ?

Wieso gibt es keinen lauten Aufschrei in der Welt in Anbetracht der Tatsache, wie hier mit militärischer Stärke und politischer Arroganz Politik gemacht wird ?

Warum ist der Aufschrei der Empörten, die Menge derjenigen, die auf die Straße gehen, nicht noch viel größer ?

Warum wird ein Mann wie der Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland, der es gewagt hat, hier von einem "religiös-fundamentalistisch motiviertem Krieg" zu reden, zum Widerruf förmlich gezwungen ?

Und was soll der peinliche "Ich mache mich bei ihm Liebkind"-Eiertanz der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel ?

Wieso eigentlich traut sich die UNO nicht, einmal klar und deutlich die Rolle des Leviathan des 21.Jahrhundert auf sich zu beziehen und mit einer Stimme, klar und deutlich, einen Krieg ohne Grund als völkerrechtswidriges Verbrechen zu bezeichnen ?

Gut und richtig wäre es auch dann, wenn es nichts ändern würde.
Da, wo es um Geld und Rache geht, hat selbst der Leviathan wenig zu brüllen.

notabene 1: Nein - es geht nicht um Saddam Hussein und den Irak. Eindeutig nicht.

notabene 2: Es war der "linken" Absichten gewiß unverdächtige CSU-Lautsprecher Peter Gauweiler, der im ebenfalls nicht gerade linkslastigen IDEA-Spektrum darauf hingewiesen hatte, daß es im Irak immerhin 5 % Christen und in Bagdad sogar einen christlichen Bischof gibt wogegen es im nicht zur "Achse des Bösen" zählenden Saudi-Arabien bereits ein strafwürdiges Verbrechen gilt, ein Kreuz auch nur um den Hals zu tragen. Er schließt daraus, daß es eine gewisse Glaubwürdigkeitslücke auf amerikanischer Seite gibt.
Wo er Recht hat...

Heiko Ehrhardt