Jetzt singen sie wieder...
Und schunkeln...
Hören Reden aus der Bütt...
Lassen sich "Narren" nennen und sind stolz darauf...
Sind fröhlich, ausgelassen womöglich...

Mindestens besoffen und maximal hirntot !!!
Merksatz: "Halb besoffen ist Geld verschenkt" - und nur ein Zyniker mag anmerken, daß man es nüchtern auch nicht aushält. Außer man hat sein Gehirn beim Garderobenfräulein deponiert.

Die Rede soll sein von dem, was sich hierzulande "Karneval" nennt.

Früher (ich weiß, so fangen alle Märchen an), früher also hatte das Ganze mal einen durchaus subversiven, vielleicht sogar anarchistischen Sinn.
Das Rheinland war besetzt, die Rheinländer durften keine Armee haben und sie waren auch sonst ziemlich eingeschränkt. Daher kam irgendwer auf die Idee, das Ganze mittels Phantasieuniformen und lächerlichen Garden etc. zu verballhornen und auf die Schippe zu nehmen. Doch das ist lange her, sehr lange sogar.

Irgendwann später dann gab es nach einem verlorenen Krieg (dem Gott sei Dank letzten auf Deutschlands Boden...) so was wie ein trotziges Aufbegehren, die "Eingeborenen aus Trizonesien" wurden besungen, und manche Karnevalisten leisteten beachtenswerte Ermutigung.

Und irgendwas davon lebt auch noch weiter - etwa in den "Schull- un Veedelszöch" in Köln.

Damit könnte ich leben.
Zwar nicht wirklich besser als ohne, aber eben auch nicht schlechter.

Schlimm wird es allerdings dann, wenn das Fernsehen zuschlägt.
Und das tut es seit einigen Jahren mit nachgerade brutaler Gewalt.

Eigentlich ist es ein gutes Geschäft: Kosten enstehen kaum (jede Provinzsitzung fühlt sich derart geehrt, wenn das Fernsehen kommt, daß niemand auf den Gedanken kommt, eine Rechnung zu stellen), Sendezeit wird gefüllt und alle sind zufrieden.

Zumindest fast alle !
Denn das, was da aus dem Fernsehen gekübelt wird, ist derart schrecklich, daß man inständig um Bildstörung fleht.

Kleine Kostprobe gefällig ?
Folgendes hörte und sah ich vor drei Tagen in einer Büttenrede: "Kommt ein Düsseldorfer zum Arzt und sagt: Ich möchte mich gerne kastrieren lassen. - Was ? - Ich möchte mich gerne kastrieren lassen ! - Was ?? - Nun: Meine Frau hat gesagt, ich soll das machen lassen. Nach dem Eingriff geht er nach Hause und seine Frau fragt: Nun - hast du dich impfen lassen ? Antwort: Ach ja ! Impfen hieß das ! *aarrrgghhhh*
Selbst der finanzpolitische "master of disaster" Hans Eichel, also der, der die größten Schulden seit Bestehen der Bundesrepublik angehäuft hat, ist angesichtes derartiger Armut Dagobert Duck, schwimmend im Geld.

Und es geht noch schlimmer.
Wer immer verheiratet ist oder sonstwie treu und monogam, darf damit rechnen, mächtig einen in die Fresse zu kriegen. Durchaus typischer Witz: "Ich habe bei einem Preisausschreiben mitgemacht. Es gab eine Fahrt nach Paris zu gewinnen. Ich habe aber nur einen Trostpreis gewonnen: Eine Fahrt nach Paris mit Frau !" Merke: Heirat ist doof, denn erstens: Muß man die Frau nach Paris mitnehmen und zweitens: Kriegt man noch eine Schwiegermutter dazu (diese Witze spare ich mir und euch).

Und so geht es weiter, ständig und unaufhörlich.

Den letzten neuen Witz im Karneval habe ich zu einem Zeitpunkt gehört, als ich noch einen Scheitel hatte und kurze Lederhosen trug. Seitdem gibt es einfach nur die ständig öder werdende unglaublich nervende Wiederkehr des ewig Gleichen. Wie da noch manche Leute von Wiedergeburt träumen können, entzieht sich meinem Verständnis. Vermutlich gibt es in Indien kein "Mariechen tanz !" Nur so ist Reinkarnationsglaube ethisch vorstellbar.

Und es kommt noch schlimmer: Seitdem produktive Karnevalshochburgen auch in Hessen ausgemacht wurden, vergeht kein Tag, an dem nicht in irgendeiner Zeitung bizarr behaarte Männerbeine und -brüste in Frauenkleidern erscheinen, verbunden mit ekelhaft speichelleckenden Artikeln über die tolle Sitzung, die da wieder irgendwo im Wetzlarer Raum stattgefunden hat. Offenbar lieben es Männer, sich zunächst zum Affen zu machen und sich dann dafür noch selbst auf die Schultern zu schlagen. Frauen sind da subtiler (besser ?): Die verkleiden sich nicht als Mann sondern machen sich als Frau zur Äffin. Etwa, indem die ständig aufs Neue saudummen Witze über emanzipierte Frauen wieder und wieder aufgebraten werden.

Eigentlich ist nur noch eines möglich: Für 6 Wochen keine Zeitung, kein Radio, kein Fernsehen und kein Internet mehr um einfach alles, was mit Karneval zu tun hat, schlicht auszublenden. Oder aber verblöden.

Aber eines ist sicher: Der nächste, der das WGT als "Subkultur" bezeichnet, wird mit Prunksitzung nicht unter 24 Stunden bestraft.

Das allerdings gäbe den an Menschenrechten interessierten Amerikanern definitiv einen von der UNO akzeptierten Grund zum Erstschlag.

Aber die sitzen zum Glück nicht an der Macht. Doch das ist ein anderes Thema.

Heiko Ehrhardt