2002 war kein gutes Jahr, weiß Gott nicht.
Auch wenn es noch nicht zuende ist - die Bilanz läßt sich kaum noch schönen.
Unsägliches Säbelrasseln der einzig verbliebenen Supermacht, blutiges Morden ohne Ende in Israel, ein Sommer, der keiner war und besorgte Zeitgenossen an die Sintflut denken ließ, dann die echte Flut (deren schlimmste Schäden an Deutschland sogar vorbeigingen, was leider viel zu wenige mitbekommen haben), ein Fußballvizeweltmeister, der Fußball zum Abgewöhnen spielte und dem Satz "Jeder tötet, was er liebt" eindrucksvoll Leben einhauchte, schließlich ein Wahlkampf, der keiner war, da die Politclons und ihre Sprechblasen weitgehend austauschbar waren, ein Quartalsprolet namens Möllemann und zum schlechten Schluß der Abstieg des 1.FC Köln - wie gesagt: Nix gut in Germania.
Doch die Erfahrung lehrt, daß die Nacht noch so düster sein kann - es geht immer noch dunkler. "Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo die Sara her" - so könnte man es ausdrücken.
Es ist nachgerade unsäglich: In Deutschland geht gerade alles, worauf Deutsche einmal stolz waren (ob zu Recht, sei dahingestellt) still und heimlich vor die Hunde, und die Nation hat kein anderes Thema als "hat sie - oder hat sie nicht ???"
Nämlich ein Höschen getragen unter ihrem sensationell geschmacklosen Kleid in der einzig verbliebenen Ikone der gepflegten Familienanödung, die sich "Wetten Dass" nennt.
Und: Natürlich hat sie !!!
Zumindest wurde selbiges Utensil kurz darauf bei ebay versteigert - logo: für einen guten Zweck - und nur notorisch sarkastische Zeitgenossen weisen darauf hin, daß der Erwerb getragener Unterwäsche durchaus nicht als "normal" gilt.
Fast normal, daß bei den Berichten über ihre letzte Tournee die Frage nach der Garderobe und den Kleiderwechseln einen größeren Raum einnahm, als die Frage nach Gesang und Musik.
Nun kann man all diesen Wirbel am wenigsten Frau Connor vorwerfen. Diese ist eine nicht gerade berauschende und nicht unbedingt gut aussehende Sängerin, deren Alternative vermutlich darin bestanden hätte, den Rest ihres Lebens in Kirmeszelten und auf Polterabenden zu singen, hätte sie die Chance, die sich ihr bot, nicht beherzt beim Schopf ergriffen. Und das ist an sich ja nicht anstößig.
Daß sie allerdings noch einen draufsetzen mußte, und im FHM (der Hochglanzwichsvorlage für den neureichen Prolo) in vermeintlich wilder Pose im Dschungel posiert, ist denn doch des Guten zuviel. Ihre Version der femme fatale erinnert fatal an die Instantindianer in den Winnetoufilmen, die in den 60er Jahren den Hauch des wilden weiten Westens in Deutschland publik machen sollten.
Bei dem allen ist nur eines gut: Das, worum es eigentlich gehen sollte, der Gesang und die Kompositionen nämlich, ist vollkommen in den Hintergrund gerückt.
Mittelmäßige Sängerinnen mit noch mittelmäßigeren Songs gibt es weiß Gott mehr als genug.
Zeit für die verbliebene kritische Masse, einmal laut "Nein !" zu rufen.
Schon mal was von Juliana von Skeksis gehört ?
Heiko Ehrhardt