Er sieht aus wir Mamas liebster Schwiegersohn: Sympathisch, korrekt frisiert, unaufdringlich gekleidet, er spricht mit freundlicher, angenehmer Stimme, wirkt in Interviews fast schüchtern, kann durchaus singen und Gitarre spielen, ist seit Jahren mit derselben Frau verheiratet, hat fünf Kinder und einen vollkommen normalen Beruf: Elektriker - kurz: So jemanden hat man gerne als Nachbarn.

Soweit der Biedermann...

Allerdings ist er nicht nur Biedermann, ganz und gar nicht. Ein verheirateter Elektriker aus Süddeutschland hätte es wohl kaum zu nationaler Bekanntheit gebracht.

Bekanntgeworden ist Rennicke vor allem als "nationaler Barde", als ein Sänger, der "seit mehr als 15 Jahren im nationalen Freiheitskampf steht", als ein "Verfolgter des Systems" und als jemand, der für das rechtsaußen stehende Lager eine integrierende Funktion hat.

Anders als rechte "Oi-Musik" und anders auch als rechter darkwave - beides spricht nur recht kleine Zielgruppen an - ist Rennicke weit über die jeweiligen Lager hinaus bekannt und sowohl auf NPD-Parteitagen als auch in rechten Skinkreisen bekannt und beliebt.
Daß er in kirchlichen Kreisen groß wurde, dort zu Gitarre und Gesang kam (ehe er sich dann von der Kirche abwandte, um nun als Heide sein Glück zu finden) verleiht seinen Liedern zusätzliches Pathos und eine - wenn auch äußerst biedere - Qualität.

Dies alles freilich macht ihn interessant, es macht ihn zu einem nationalen Brandstifter.

Ein Blick auf seine Texte verrät bereits die Richtung: Auch wenn er teilweise traditionelle deutsche Freiheitslieder der 1848er Revolution singt (diese sind an sich nicht anstößig), auch wenn er den "Linken" Hannes Wader und den "Kommerziellen" Reinhard Mey zu seinen erklärten Vorbildern zählt, auch wenn man das Thema "Vertreibung der Deutschen" gewiß trefflich diskutieren kann und muß - spätestens mit einem Text wie dem Folgenden outet er sich denn doch:

"Du wunderschönes deutsches Land,
wie bist du klein geworden !
Zerstückelt und in Feindeshand,
besetzt von fremden Horden.

Und schob die Schuld auf jenen Mann,
der nur den Frieden wollte;
und dem sein Volk, verblendet dann,
nur schnöden Undank zollte.

Doch was er einst an Werten schuf,
wird niemals ganz vergehen,
oh, Deuschland, höre unsern Ruf:
Einst wirst du neu erstehen."

Interessant, nicht wahr ?
Eigentlich bleibt bloß noch zu fragen, wann man ihm posthum den Friedensnobelpreis verleiht, ihm, Adolf Hitler.

Ist dieses Lied von einer kaum erträglichen Hitlerverehrung geprägt, so gibt es natürlich auch Lieder, die klar und deutlich Feindbilder besetzen und Feinde benennen.

An erster Stelle sicher die, die aus fremdem Land kommend, unser deutsches Vaterland Stück für Stück auf friedlichem Weg besetzen (so z.B. in seiner Fassung der "Internationalen"), dann natürlich alle die, die von "one-world" träumen und dann vor allem und allen voran Juden und Amerikaner, die nicht nur den "Friedensflieger" Rudolf Hess gemeinerweise endlos lang inhaftiert und in Nürnberg eine Siegerjustiz exekutiert haben (die Amerikaner) und die natürlich immer dann die Hand aufhalten, wenn es darum geht, mit dem (in Rennickes Sicht fragwürdigen) Holocaust Geschäfte zu machen (die Juden) und die vor allem gemeinsam immer zu den Gewinnern der Geschichte gehören, so daß man sich fragen muß, ob es nicht doch eine zionistische Weltverschwörung gibt. Dies freilich deutet er in Interviews nur an - in seinen Texten findet sich dieses nicht.
Die Texte seiner Lieder sind vor allem von Verehrung "deutscher Tugenden" und von strikter Ablehnung alles Multikulturellen geprägt. Und manchmal kommt sogar alles nebeneinander vor, etwa in seiner Fassung des Deutschlandliedes:

"Deutsche Frauen, deutsche Treue,
deutscher Wein und deutscher Sang -
was ist davon noch geblieben,
Deutschland, von dem alten Klang ?!
Deine Werte sind zerschlagen, Schmutz findet man heute schön:
Türkenfrauen, Judastreue, Billigschampus und Gedröhn !"

Dies alles stellt Rennicke in die äußerste rechte Ecke, dies alles rechtfertigt mehr als eine Indizierung. Trotzdem schafft es Rennicke immer wieder, sich selbst als Verfolgten des nationalen Widerstands zu präsentieren und dabei auch noch Gefolgsleute und einen Freundeskreis hinter sich zu scharen.
Auch wenn die Informationen über seine finanzielle Situation ausgesprochen widersprüchlich sind (näheres dazu kann man Rennickes "Heimatseite" entnehmen) so ist doch nicht abzustreiten, daß Rennicke der populärste rechte Sänger in Deutschland ist.
Eine Auseinandersetzung freilich wird sich kaum führen lassen. Solang es rechte Dumpfbacken gibt, gibt es auch rechte Dumpfbackensänger.

Aber jede(r) sollte wissen, was er/sie hört und es im Zweifelsfall einfach abschalten oder mit Mißachtung strafen.

Heiko Ehrhardt