Kurz nach dem überwältigenden Wahlsieg der rot-grünen Koalition kam es zu den üblichen Ritualen der Regierungsbildung.

Eigentlich nicht weiter bemerkenswert, hätte es nicht eine Umbesetzung gegeben, die doch einigermaßen überraschend ist. Standen in der Vergangenheit Wirtschafts- und Arbeitsministerium häufig in einer komplementären Beziehung, die zwischen kreativem Chaos und totalem Stillstand pendeln konnte, so durchschlug Kanzler Schröder den gordischen Knoten auf ebenso beherzte (oder soll man sagen "beharzte") wie unoriginelle Weise: Er faßte beide Ministerien einfach unter einem "Superminister" zusammen. Anstelle des glücklosen und immer ein wenig traurig wirkenden Wirtschaftsministers Müller und eines Arbeitsministers Riester, der vor allem dadurch in Erinnerung bleiben dürfte, daß er den ohnehin überbordenden Paragraphendschungel noch durch die nahezu unverständlich komplizierte "Riester-Rente" erweiterte, haben wir nun die neue "S-Klasse" in Person von "Superminister" Clement.

Ein netter Nebeneffekt ist gewiß, daß die Teile des Arbeitsministeriums, die mit Rente und Rentenvorsorge zusammenhängen, nun an das Gesundheitsministerium gekoppelt wurden, so daß de facto noch ein zweites "Superministerium" entsteht. Dieses dann wohl verwaltet von der bisherigen Amtsinhaberin, die vor allem dadurch auffällt, daß sie nur dann in Erscheinung tritt, wenn es die neuesten Horrorzahlen über das je aktuelle Kassendefizit zu hören gibt.

Nun kann man prinzipiell nichts dagegen sagen, wenn Ministerien zusammengelegt werden. Sinnvoll wäre darüber hinaus auch eine drastische Verkleinerung des gesamten Bundestages und wohl eine Straffung aller anhängigen Ämter und Behörden.

Und trotzdem bleiben Fragen offen:
Wird es Superminister Clement, der nun de facto über eine enorme Machtfülle verfügt, gelingen, die drängenden Probleme unseres Landes zu lösen ?
Die Daten sind bekannt: Der einstige Musterschüler Deutschland würde im Moment in Europa nicht versetzt, wertet man allein die Wachstumszahlen. Die Staatsverschuldung ist ebenso zu hoch wie die Arbeitslosenzahlen. Das einstmals vorbildliche Sozialsystem wird immer unsozialer, da es nach wie vor nur über die Einkommen aus Arbeit finanziert wird und nicht an alle Einkommensformen angekoppelt ist. Der Aufbau Ost hat allenfalls blühende Inseln, gewiß aber keine blühenden Landschaften geschaffen. Und daß es in Deutschland 4-lagiges Klopapier zu kaufen gibt, liegt vor allem daran, daß man hierzulande für jeden Sch*** drei Durchschläge braucht.

Mit einem Wort: Wo immer man anfängt - ein Ende ist sobald nicht in Sicht.

Und deshalb brauchen wir wohl nicht nur einen Superminister, sondern direkt einen Supermann.
Wie heißt es doch so schön: Dies ist die Stunde, in der Helden geboren werden und Versager nach Hause gehen können. Warten wir ab, wohin der Superminister geht...

Heiko Ehrhardt